Quadranten (Quadrants)
Grundlegende Perspektiven der Wirklichkeit
»Um klar zu sehen, genügt ein Wechsel der Blickrichtung.«
– Antoine de Saint-Exupéry
Die Perspektiven eines Individuums
Die vier Quadranten repräsentieren vier grundlegende Perspektiven im AQAL-Modell, die man gegenüber jedem Ereignis oder Aspekt der Wirklichkeit einnehmen kann.
Alles Lebendige hat eine subjektive „Innenwelt“ und eine objektiv sichtbare „Außenwelt“ und ist zugleich als Individuum in verschiedene Systeme / Kollektive eingebunden (Gemeinschaften, Gesellschaften, Infrastrukturen, natürliche und kulturelle Umwelten). So entstehen zwei wesentliche Gegensätze der Wirklichkeit für jedes Individuum:
- Innen und außen: Das Innen umfasst alle subjektiv erfahrbaren Aspekte der Wirklichkeit, z.B. Wahrnehmungen, Gedanken, Emotionen, gemeinschaftlich geteilte Wertvorstellungen, Berufskultur etc. während das Außen alle objektiv sichtbaren und messbaren Aspekte der Wirklichkeit umfasst, z.B. Materie, Verhalten, Fähigkeiten, Systeme, Institutionen, Infrastrukturen.
- Individuum und Systeme: Jedes Lebewesen ist ein Individuum mit all seinen individuellen Ausprägungen im Innen und Außen. Zugleich existiert es stets in Beziehung zu den umgebenden und mit ihm interagierenden Systemen und Kontexten, z.B. seiner physikalischen, biologischen, sozialen und kulturellen Umwelt.
Daraus resultieren vier grundlegende Perspektiven für jedes Individuum:
- Die ICH-Perspektive (links oben, LO), welche die subjektive innere Sicht und persönliche Erfahrung des Betreffenden beschreibt, z.B. seine/ihre Kognition, Gefühle, Gedanken und Überzeugungen.
- Die ES-Perspektive (rechts oben, RO), welche die im Außen sichtbare und objektiv messbare Sicht auf den Betreffenden beschreibt, z.B. Verhalten, Fähigkeiten und Körper der Person.
- Die WIR-Perspektive (links unten, LU), die das intersubjektive Miteinander des Betreffenden mit seinen Mitmenschen beschreibt, z.B. kulturelle Besonderheiten im Ungang miteinander, in der Gemeinschaft geteilte Wertvorstellungen etc.
- Die SIE-Perspektive (rechts unten, RU), welche die interobjektiven systemischen Kontexte, Strukturen und äußeren Wechselbeziehungen des Betreffenden beschreibt, z.B. die beruflichen oder privaten Umfelder der Person.
Integral bedeutet alle vier Quadranten-Perspektiven einzunehmen und keine Quadranten-Perspektive zu bevorzugen. Alles kann aus diesen vier Perspektiven betrachtet werden. Aus jeder Perspektive sieht die Welt anders aus und bleibt unvollständig – und alle sind gleich wichtig!
Die Perspektiven in sozialen Systemen
Für soziale Systeme wie z.B. Unternehmen und Organisationen zeigen die oberen Quadranten – sehr vereinfacht – das Innen und Außen der einzelnen Systemelemente, z.B. Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten etc., welches sich in ihrer Mentalität und ihrem Verhalten äußert, während die unteren Quadranten das Innen und Außen des Systems betrachten, also seine Kultur und Funktion, die mehr ist als die Summe ihrer Teile.
Viele Beratungsansätze sind nicht integral, da sie ihre Aufmerksamkeit nur auf einen Quadranten eines Unternehmens oder einer Organisation richten, z.B. im Falle einer Prozessoptimierung (Unternehmens-Funktion; RU) oder einer Leitbildentwicklung (Unternehmens-Kultur; LU) oder in Form von Trainings der Mitarbeiter (Verhalten der Individuen; RO).
Einzelmaßnahmen dieser Art bleiben daher oft hinter den Erwartungen der Beteiligten zurück, weil sie nicht in ein ganzheitliches Verständnis des betreffenden sozialen Systems eingebettet werden. Das entscheidende Element eines integralen Ansatzes fehlt hier, nämlich die Berücksichtigung aller fünf Dimensionen (AQAL) eines sozialen Systems.
Ein integraler Beratungsansatz hingegen behält das Geschehen in allen Quadranten, Ebenen, Linien, Zuständen und Typen im Blick und berücksichtigt, dass diese sich stets miteinander entwickeln (Tetra-Evolution) und daher alle gleichermaßen zu einer wirksamen Entwicklung des betreffenden Unternehmens beitragen:
- Die Mentalität der Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter, Manager, Geschäftsführer und anderer relevanter Beeinflusser des Unternehmens, ihre Bereitschaft und Einstellungen, Überzeugungen und persönlichen Erfahrungen. Förderliche Entwicklungen im Bewusstsein der Beteiligten können insbesondere mit Coaching und einer den Menschen zugewandten Führung erreicht werden.
- Das Verhalten und die Fähigkeiten der Mitarbeiter, Manager und Geschäftsführer eines Unternehmens lassen sich ebenfalls wirksam und zielgerichtet verändern. Hier kommen vor allem Trainings zur Wissensvermittlung und für Verhaltensweisen, Sparring und Mentoring ausgewählter Mitarbeitergruppen sowie eine gezielte Personalsuche und -entwicklung zum Einsatz.
- Die Kultur des Unternehmens, sein Wir-Gefühl oder ein gemeinsamer Geist, seine Werte und Ethik und ein gemeinsames Verständnis der Sicht auf seine Umwelten (z.B. den Markt, Wettbewerber, Investoren etc.) können mit Hilfe einer Leitbildentwicklung sowie einer kulturellen Team- und Unternehmensentwicklung gefördert werden.
- Die eigentliche Funktion des Unternehmens, seine Strukturen, Abläufe, Prozesse, Infrastrukturen und sozialen Interaktionen (zwischen Abteilungen, mit Kunden und Lieferanten etc.) sind typischerweise Gegenstand der klassischen Organisationsberatung mit ihrem umfangreichen Methodenspektrum (Geschäftsprozessoptimierung, Outsourcing, Restrukturierung, Einsatz neuer Technologien etc.).
Quadranten im Business (vereinfacht)

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